Aufschieberitis

Ein vierzehnjähriger Junge in der 2. Sekundarklasse A.

Auftrag: Schnupperlehre finden

Er will Informatiker werden. Er ist intelligent, hat gute Noten in der Schule. Nach der 6. Klasse wollte er ins Langzeitgymnasium, hat aber die Prüfung ganz knapp nicht bestanden.
So fällt ihm die Sek. A leicht. Er macht kaum Hausaufgaben und muss wenig lernen. Denn er hat eine schnelle Auffassungsgabe und ist intelligent. Die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium aus der Sek. hat er verpasst, weil er sich nicht rechtzeitig angemeldet hat für den Vorbereitungskurs.

Er lässt sich ungerne unterstützen und macht alles lieber in seiner eigenen Art. Dies auch beim Finden der Schnupperlehrstelle. Er schreibt zwar ein paar Emails und ruft vorher kurz an. Doch er fragt nachher nicht nach und schreibt auch keine weiteren Anfragen. Lieber wartet er und lässt die Zeit verstreichen. Es ist ihm unangenehm zu telefonieren, weil er eher gehemmt ist gegenüber Erwachsenen.
Wenn die Lehrperson oder die Eltern bei ihm nachfragen, tut er so, als ob er alles Notwendige erledigt hätte. Am liebsten lässt er sich nicht in die Karten schauen und macht alles allein.

Sollen wir Lehrpersonen und die Eltern es ihm überlassen mit der Gefahr, dass er dann ohne Schnupperlehrstelle dasteht? Dafür würde er dann vielleicht im Nachhinein realisieren, dass er das nächste Mal doch lieber Unterstützung zulassen sollte.Oder sollen wir es einfordern, mit dem Ziel, dass er dann an einem Ort wertvolle Erfahrungen beim Schnuppern machen kann?Wie würdet ihr vorgehen? Wie fordern die Erwachsenen am besten ein, dass er seine Pflichten rechtzeitig erfüllt?Wie führt man einen Vierzehnjähriger in die Einsicht, dass Aufschieben eine schlechte Strategie ist?

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Bettina Scheck
28 days ago

Als 14-Jähriger steht man auf der Schwelle zum Erwachsen werden. Viele sind noch ganz in ihrer kindlichen Welt und verbringen viel Zeit in der virtuellen Welt. Dort kennen sie sich viel besser aus und wissen, wie sie sich bewegen müssen, um Ziele zu erreichen.
Eine Berufsausbildung zu finden und sich für einen Beruf zu entscheiden, setzt voraus, dass man sich mit sich selbst beschäftigt.
Dafür braucht es empathische Begleitung von Erwachsenen. Wenn die Eltern das nicht übernehmen, hilft eine aussenstehende Person (Coach, Berufsbildungszentren, Lerntherapeuten etc.)
Es geht darum, das weit entfernte Ziel zum eigenen Thema zu machen:
Warum möchte ich diesen Beruf erlernen? Was bringt mir das? Wie erreiche ich das? Welche Aufgaben mache ich an welchem Tag? Wie belohne ich mich, wenn ich das geschafft habe?
Was mache ich, wenn ich ein Ziel nicht erreicht habe? Wie fühle ich mich dann? Was sage ich zu mir selbst? Welche Sätze sind motivierend? Welche Sätze sind weniger hilfreich?
Dranbleiben über eine längere Zeit, verlangt einen langen Atem und verlangt das Aufschieben von kurzfristigen Bedürfnissen zu Gunsten des langfristigen Ziels.
Das ist Übungssache und wird wie ein Muskel trainiert.
Wie im Sport macht das gemeinsam Trainieren meist mehr Freude und kann der Vergleich im spielerischen Wettkampf motivieren.
Es gibt auch Apps, mit welchen sich das Erfüllen von eigenen Aufgaben unterstützen lässt.
Gute Gelingen wünsche ich 🙂