Lob und Ermunterung
Gewusst wie – mit Lob und Ermunterung Kinder hilfreich unterstützen
Immer wieder werden Lob und Ermunterung als Methoden gepriesen, um Kinder zu motivieren und in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Doch der Grad, auf dem man sich hier bewegt, ist schmal, denn es gibt einiges zu beachten, damit Lob und Ermunterung auch eine gesunde Wirkung auf Kinder und Jugendliche entfalten können.
In einer gesunden Beziehung zwischen Kindern und ihren Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen ist es natürlich, dass bestimmte Fortschritte in der Entwicklung und Erfolge besonders beachtet und auch kommentiert werden. Eltern und Kindern staunen gemeinsam über das, was sich beim Kind entfaltet und teilen ihre Begeisterung miteinander. Dieser Prozess bringt nicht nur ein gemeinsames emotionales Erleben, sondern fördert auch eine positive Beziehung. Beim Kind trägt er ebenfalls dazu bei, dass sich ein gesundes Selbstwertgefühl und eine innere Motivation entwickeln können.
In diesem Rahmen entstehen in der Kommunikation die Ausdrucksweisen von Lob und Ermunterung, die sich auf vielfältige Art und Weise ausdrücken. Doch hier lauern eben auch einige Fallstricke, denn je nachdem, wie und mit welcher Motivation gelobt und ermuntert wird, können auf lange Sicht gesehen Probleme entstehen, die das Kind oft ein Leben lang begleiten.
Eltern und andere Bezugspersonen müssen sich immer im klaren darüber sein, dass es enorm wichtig ist, ihre eigene Motivation zu hinterfragen. Denn diese wird natürlich auch durch eigene innere Strukturen und Prägungen stark beeinflusst. Wenn jemand von Haus aus sehr leistungsorientiert ist, wird er dies ganz unbewusst auch auf seine Kinder übertragen – und gar nicht in Frage stellen, ob dies der richtige und gesunde Weg für das Kind ist. Zumindest nicht, solange er sich nicht mit sich selbst in Bezug auf dieses Thema auseinandergesetzt hat. Lob und Ermunterung können dann schnell zu Werkzeugen der Manipulation werden. Denn Kinder passen sich meistens an die Erwartungen der Eltern an. Über Lob kann ein sehr subtiler Einfluss auf das Kind gesetzt werden, der dem Kind dann aber eben nicht gut tut.
So sollte der Einsatz von Lob und Ermunterung im Idealfall mit dem Ziel geschehen, das Kind auf seinem individuellen Weg zu unterstützen und Weiterentwicklung zu fördern. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, Respekt und Akzeptanz aufzubringen, wenn der Weg in eine andere Richtung geht, als die Eltern, die Gesellschaft und die Schule es sich vorstellen. Der Blick auf die Entwicklung der letzten Jahrzehnte zeigt, dass Leistungsorientierung und Fortschritt damit einhergehen, dass es vielen Menschen psychisch und auch körperlich immer schlechter geht. Dies sollte allen Menschen, die Kinder begleiten, zu denken geben.
Wie kann man denn nun Lob und Ermunterung auf gesunde und förderliche Art und Weise einsetzen?
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1. Die Menge macht´s
Lob sollte grundsätzlich eher sparsam eingesetzt werden. Werden Kinder ständig und für alles gelobt – wie es leider in vielen Erziehungsratgebern häufig empfohlen wird – verliert das Lob an Wert. Je nachdem, wie das Kind darauf reagiert, wird es das Lob dann entweder nicht mehr ernst nehmen, oder es als selbstverständlich voraussetzen. Dann kann sogar eine Art Abhängigkeit entstehen, die zu Problemen führt, wenn das Lob dann mal entfällt. Ständiges Loben erzeugt auch Druck, der als dauerhafter Begleiter natürlich keine gute Voraussetzung im Entwicklungsprozess ist.
2. Der Prozess im Fokus
Lob und Ermunterung sollten sich immer auf einen Prozess beziehen und niemals auf die Person. Hier geht es darum, ob eine starre oder eine dynamische Denkweise gefördert wird. Bezieht sich das Loben auf die Person und ihre Eigenschaften, kann schnell eine starre Denkweise entstehen. Wird ein junger Mensch beispielsweise für seine Intelligenz häufig gelobt, festigt sich die Vorstellung, dass er/sie sich vielleicht nicht bemühen oder entwickeln muss, weil ja alles schon “toll und super” ist. Steht hingegen der Vorgang bzw. Prozess im Mittelpunkt der Ermunterung, dann bietet dies die Chance Eigenschaften wie Durchhaltevermögen, Kreativität und Strategisches Vorgehen zu entwickeln.
3. Authentisch und Augenkontakt
Eine authentische Beziehung zu Menschen, die emotional und geistig in einem gesunden Einklang sind, ist die Basis für eine gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Leider kann dies heutzutage nicht automatisch vorausgesetzt werden. Sehr viele Erwachsene verdrängen eigene innere Probleme, um in der Gesellschaft zu funktionieren. Man muss davon ausgehen, dass sie – ohne eigene innere Arbeit geleistet zu haben – dann leider einen Großteil dieser Probleme auch an die nächste Generation weiterreichen.
Wer Lob und Ermunterung sinnvoll einsetzen möchte, sollte also auch soweit an sich selbst arbeiten, dass eine wirklich authentische und echte Beziehung entstehen kann. In diesem Zusammenhang ist vor allem auch der Augenkontakt wichtig, der sich bei Kindern unmittelbar auch auf die Hirnfunktionen auswirken kann und vermutlich eine größere Rolle spielt, als bisher angenommen wird. Lob sollte ausserdem immer echt sein, ansonsten fühlen Kinder sich schnell nicht ernst genommen.
4. Individualität berücksichtigen
Menschen sind nicht alle gleich. Jeder ist ein einzigartiges Individuum mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen und Potentialen. Dies muss unbedingt beim Einsatz von Lob und Ermunterung berücksichtigt werden. Wichtig ist hier vor allem, Kinder nicht miteinander zu vergleichen. Das kann sich eher negativ auswirken und auch die Konkurrenz untereinander erhöhen. Es ist in Ordnung, den einzelnen Menschen mit seinen Stärken und Schwächen zu betrachten, und die Unterschiede zwischen Menschen einfach anzuerkennen.
Realistische Ziele zu setzen, ist ebenfalls sehr bedeutsam. Sie sollten nicht zu hoch und nicht zu niedrig sein und den Möglichkeiten des Kindes entsprechen. Dann macht es auch allen mehr Freude, die kleinen Erfolge im Alltag anzuerkennen und zu feiern.
5. Ermuntern, nicht beurteilen
Im Zusammenhang mit Lob und Ermunterung sollte Beurteilung auf jeden Fall vermieden werden. Grundlage sollte auch immer die Perspektive des Kindes und nicht die des Erwachsenen sein. Sehr schnell können hier sonst Druck und Anspannung und überhöhte Erwartungen entstehen, die sich letztlich negativ auswirken. Für das Kind kann es sehr hilfreich sein, wenn ihm grundsätzliche Wertschätzung entgegengebracht wird und der Erwachsene nicht nur verbal, sondern auch über die Körpersprache positive Signale sendet, wie z.B, Umarmungen, stützende Gesten, Lächeln.
Kinder fühlen sich auch eher ernst- und wahrgenommen, wenn ihre eigene Einschätzung und Meinung zu einer Situation Gewicht bekommt. Fragen, wie z.B. “Wie schätzt du das ein?”, “Was hast du gelernt?”, “Wie fühlst du dich damit?” können dies unterstützen.
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