Effektive Lerngespräche: Struktur und Selbstreflexion im Schulalltag

Stell dir vor, du bist eine Lehrkraft mit einer Klasse von 25 Schülern. Du weißt, wie wichtig Lerngespräche im Schulalltag sind – sie helfen dir dabei, individuell auf jedes Kind einzugehen, Stärken und Schwächen zu erkennen und gemeinsam Ziele zu setzen.
Doch in der Realität sieht dein Alltag anders aus: Zwischen Unterricht, Elternkommunikation und administrativen Aufgaben bleibt einfach keine Zeit für diese wertvollen Gespräche. Du willst sie unbedingt führen, aber woher die Zeit nehmen? Zwei Minuten pro Schüler, das klingt machbar – doch bei 25 Kindern? Das summiert sich auf fast eine Stunde am Tag, die du einfach nicht hast.
Die Herausforderung: Wie können Lerngespräche integriert werden?
Viele Lehrpersonen stehen vor genau diesem Problem. Der Wunsch, Lerngespräche zu führen, ist da, aber der Schulalltag lässt keinen Raum. Was tun? Es gibt Lösungen, die Lerngespräche zu einem festen, integrierten Bestandteil des Unterrichts machen, ohne zusätzlichen Stress zu verursachen. Einer, der sich intensiv und tiefgründig mit diesem Thema auseinandergesetzt hat, ist Dylan William. Er hat fünf effektive Strategien entwickelt, die es ermöglichen, Lerngespräche in den Schulalltag zu integrieren – ohne zusätzliche zeitliche Belastung.
Die fünf Strategien von Dylan Wiliam für Lerngespräche im Schulalltag
Dylan Wiliam ist ein britischer Pädagoge, der sich vor allem mit dem Konzept der formativen Bewertung – einem Ansatz zur effektiven Leistungsbeurteilung – beschäftigt. Sein Ansatz fokussiert sich darauf, den Lernprozess der Schüler durch kontinuierliches Feedback zu unterstützen, anstatt sich nur auf abschließende Prüfungen zu verlassen.
Er verwendet häufig das Beispiel eines Piloten, um die Bedeutung von formativer Bewertung und kontinuierlichem Feedback im Bildungsprozess zu verdeutlichen.
Das Beispiel veranschaulicht, dass ein Pilot während eines Fluges ständig Informationen über den Flugstatus, die Wetterbedingungen und andere Faktoren erhält. Diese Informationen ermöglichen es dem Piloten, Anpassungen vorzunehmen, um sicherzustellen, dass das Flugzeug sicher und effizient ans Ziel gelangt.
Die formative Bewertung hilft Lehrkräften, den Lernstand ihrer Schüler besser zu verstehen und sofortige Anpassungen im Unterricht vorzunehmen, um das Lernen zu optimieren. Ein zentraler Bestandteil seines Konzepts ist es, Lernziele klar zu kommunizieren, Schüler aktiv in den Lernprozess einzubeziehen und sie durch konstruktives Feedback zu motivieren.
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Lernabsichten klären
Es ist wichtig, gemeinsam mit den Schüler:innen klar zu definieren, was erreicht werden soll. Wenn die Lernziele transparent und verständlich kommuniziert werden, wissen alle, wohin die Reise geht – das schafft Motivation und Orientierung. -
Lernnachweise sichern
Dabei geht es darum, regelmäßig Belege für den Lernfortschritt zu sammeln. Ob schriftlich, digital oder in Form von Projektergebnissen – so wird der Lernfortschritt sichtbar gemacht und du kannst gezielt Rückmeldungen geben. Das hilft nicht nur den Schüler:innen, ihre Erfolge zu erkennen, sondern auch dir, den Unterricht individuell anzupassen. -
Feedback der Lehrperson
Dein direktes, konstruktives und zeitnahes Feedback ist essenziell. Es ermöglicht den Schüler:innen, ihre Stärken und Entwicklungsfelder zu erkennen. Dabei ist es wichtig, dass das Feedback immer ermutigend und aufbauend formuliert ist, sodass sich die Lernenden wertgeschätzt und verstanden fühlen. -
Peerfeedback
Indem die Schüler:innen sich gegenseitig Rückmeldungen geben, lernen sie, Kritik anzunehmen und zu reflektieren. Peerfeedback fördert zudem soziale Kompetenzen und stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Es bringt unterschiedliche Perspektiven ein und unterstützt die Selbstreflexion. -
Eigenverantwortung stärken
Letztlich sollen die Schüler:innen dazu befähigt werden, mehr Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess zu übernehmen. Wenn sie lernen, Entscheidungen zu treffen und selbstständig ihre Lernstrategien zu steuern, entwickeln sie ein starkes Gefühl der Selbstwirksamkeit. Das führt langfristig zu mehr Engagement und nachhaltigem Lernen.
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Warum diese Strategien für Schüler und Lehrpersonen wichtig sind
Diese fünf Strategien helfen dir nicht nur, Lerngespräche in den Schulalltag zu integrieren, sie geben dir auch die Möglichkeit, von der klassischen Lehrerrolle in die Rolle eines Lerncoaches zu wechseln.
Du unterstützt die Schüler nicht mehr nur in ihrem Lernprozess, sondern hilfst ihnen aktiv dabei, Verantwortung für ihr eigenes Lernen zu übernehmen. Das stärkt nicht nur die Beziehung zu den Schülern, sondern fördert auch ihre Selbstständigkeit und intrinsische Motivation.
Wenn du deine Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt sich gegenseitig zu helfen, ist ein weiterer Vorteil, dass du deine tägliche Arbeit dadurch ein wenig erleichterst. Anstatt größere Zeiträume für Lerngespräche einzuplanen, lässt du sie gekonnt in deinen Schulalltag einfliessen.
Insgesamt führen diese Strategien zu einem besseren Verständnis des Lernprozesses und ermöglichen es Lehrpersonen, ihre Praxis zu optimieren, was letztendlich zu besseren Lernergebnissen für die Schüler und einer Entlastung der Lehrperson führt.
Im Pädagogik+ Mitgliederbereich findest du unzählige Inhalte, die die intrinsische Motivation und Selbstständigkeit von Schüler:innen fördern.
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Weg vom Lehrenden, hin zum Lerncoach
Sinnvolle Lerngespräche geben dir die Chance, aus der Rolle des Lehrenden herauszutreten und einen neuen Ansatz zu verfolgen: den des Lerncoaches. Es geht nicht nur darum, den Lernstand zu überprüfen, sondern den Schülern zu helfen, sich selbst zu reflektieren, Ziele zu setzen und eigenverantwortlich zu handeln.
Lerngespräche, die sich nicht nur auf die Überprüfung des Lernstands, sondern auch auf das emotionale Befinden der Schüler in ihrer Lernumgebung konzentrieren, schaffen einen Raum für offene Reflexion. Indem Lehrkräfte fragen, wie sich Schüler fühlen und ob sie sich in einer unterstützenden Umgebung befinden, fördern sie Vertrauen und Offenheit. Kurze aber gezielte Nachfragen helfen, Barrieren zu identifizieren, die das Lernen behindern könnten, und ermöglichen es, gezielt Unterstützung anzubieten. So wird das Lernumfeld auch emotional stärkend gestaltet.
Die fünf Strategien von David Williams bieten dir konkrete Wege, wie du diesen Ansatz in deinen Schulalltag integrieren kannst – ohne Überforderung und ohne zusätzlichen Zeitaufwand. Es braucht nur kleine Anpassungen und den Willen, sich auf diese Veränderung einzulassen.
Workshop: „Lerngespräche erfolgreich meistern“
Du willst tiefer in dieses Thema eintauchen? Dann lade ich dich herzlich dazu ein, an unserem Workshop „Lerngespräche erfolgreich meistern und im Schulalltag einfach umsetzen“ teilzunehmen. Die Aufzeichnung dieses Workshops richtet sich an Lehrpersonen aller Stufen. Dort erfährst du mehr über die Strategien von Dylan Wiliam und wie du Lerngespräche mit Leichtigkeit und ohne Zeitdruck in deinen Schulalltag integrieren kannst.
Lehrkräfte kämpfen mit vollen Stundenplänen, Zeitdruck und dem Gefühl, dass effektives Feedback einfach nicht in den Unterrichtsalltag passt. Oft fehlt die Zeit, um individuell auf Schüler*innen einzugehen oder die Lernziele klar zu kommunizieren. Das führt dazu, dass viele Lerngespräche unstrukturiert und wenig zielführend sind.
Workshop Teil 1: Grundlagen effektiver Lerngespräche (1,5 Stunden)

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