Null Bock
Ich habe aktuell eine 1. Klasse und Arbeitsmotivation ist ein grosses Thema. Egal was ich den SUS als Auftrag gebe, es kommt fast immer ein „oh nein, das will ich nicht machen, das ist doof/ich habe keine Lust dazu“. Ich hatte das bisher noch nie in meinen Unterrichtsjahren erlebt. Ich habe es auch schon mehrmals thematisiert, aber es hört einfach nicht auf. Auch habe ich einen Jungen in der Klasse, der mir fast alles verweigert. Er verschränkt seine Arme und tötet mich mit seinem Blick. (ich sterbe mehrmals pro Tag) Auch da, egal auf welchem Weg ich versuche mit ihm zu sprechen, er bleibt stur vor seiner Arbeit sitzen. (1. Klasse!) Hast du evt auch zu solchem Verhalten wertvolle Tipps? Herzliche Grüsse aus Luzern
Widerstand ist allgegenwärtig, und du bist damit nicht allein. Gerade in der 1. Klasse, wo viele Kinder noch dabei sind, sich in die Schulstruktur einzufinden, kann es oft vorkommen, dass sie Aufgaben verweigern oder trotzig reagieren. Aber genau hier beginnt unsere Arbeit: Mit Beziehungsarbeit, klaren Strukturen und viel Empathie.
Ein wichtiger Schlüssel ist, die Eltern ins Boot zu holen. Es ist entscheidend, dass das Kind merkt, dass Schule und Elternhaus an einem Strang ziehen. Wenn er zu Hause merkt, dass dieselben Erwartungen an ihn gestellt werden wie in der Schule, fühlt er sich sicherer und weniger geneigt, Widerstand zu leisten. Lade die Eltern zu einem Gespräch ein und schaffe eine offene, vertrauensvolle Basis. Bleibe im regelmässigen Austausch und besprecht, wie ihr gemeinsam vorgehen könnt, um ihn zu unterstützen – sei es durch feste Routinen zu Hause oder klare Absprachen, was in der Schule erwartet wird.
Das Kind soll sehen: Ihr seid ein Team, und gemeinsam arbeitet ihr daran, dass er sich in der Schule wohlfühlt und den Schulalltag meistert. Es muss spüren, dass Schule und Elternhaus zusammenstehen, dass ihr im gleichen Boot sitzt. Wenn er merkt, dass seine Lehrperson und seine Eltern eng zusammenarbeiten, verliert der Widerstand oft an Kraft, denn er erkennt, dass er nicht dazwischenfunken kann.
Diese Präsenz und klare Kommunikation sind genauso wichtig wie die Unterstützung von zu Hause. Der Junge soll in deinen Augen sehen, dass du ihn verstehst, aber auch, dass es nicht verhandelbar ist. Du magst ihn, selbst wenn er im Widerstand ist, doch du meinst es ernst: „Ich verstehe, dass du gerade keine Lust hast, aber wir machen das jetzt zusammen.“
Und vergiss nicht: In unseren Live-Webinaren gehen wir weiter auf diese Themen ein. Zum Beispiel kannst du den Raum Neurodivergenz besuchen und die dort die Inputs unserer Referenten anhören.
Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich verstehe, dass diese Situation frustrierend für dich ist, besonders da du deinen Schülern sicherlich tolles Material anbietest und ihr Bestes im Sinn hast.
Vielleicht verweigert sich der Junge, um eine Reaktion von dir hervorzurufen und wahrgenommen zu werden – es muss nicht unbedingt mit der Aufgabe selbst zu tun haben. In der 1. Klasse sind solche Verhaltensweisen nicht ungewöhnlich, da die Kinder noch lernen, sich zu konzentrieren und für längere Zeit diszipliniert zu bleiben.
Rituale und Routinen können hier helfen, den Schülern Sicherheit zu geben. Ein gemeinsames Begrüßungsritual oder eine Bewegungsübung zu Beginn des Tages kann ihnen dabei helfen, sich auf den Unterricht einzustellen. Solche Strukturen erleichtern es den Kindern, Motivation zu finden, besonders wenn sie sich überfordert fühlen.
Für den Jungen könnte es hilfreich sein, ihm eine besondere Verantwortung zu übertragen, z.B. das Verteilen von Materialien oder das Erledigen kleiner Aufgaben. Dadurch fühlt er sich gebraucht und wertgeschätzt, was sein Selbstwertgefühl stärkt und ihn offener für die anstehenden Aufgaben macht.
Auch der emotionale Zugang ist entscheidend. Nimm dir abseits der Arbeitssituation Zeit, um mit ihm über seine Gefühle zu sprechen. Wenn er merkt, dass du seine Emotionen verstehst, könnte er sich eher öffnen und kooperativer werden.
Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist ebenfalls wichtig. Ein offener Dialog über das Verhalten des Kindes zu Hause und in der Schule, verbunden mit spielerischen Aufgaben für zu Hause, kann helfen, die Motivation zu stärken. Eltern können durch Routinen, die an den Schulalltag anknüpfen, eine wertvolle Unterstützung leisten.
Branka und Julia haben schon sehr viel wertvolles dazu geschrieben. Deshalb halte ich mich kurz und ergänze nur noch:
Ich frage die Kinder in solchen Momenten manchmal, was sie dann jetzt lieber machen würden. Dadurch komme ich mit ihnen ins Gespräch und wir reden darüber, was diese Tätigkeiten gemeinsam haben und was unterschiedlich ist. Manchmal finden wir Teile daraus, die wir nutzen können, um die Motivation zu steigern.
Es ist bereits in diesem Alter wichtig, dass sie den Sinn darin erkennen.
Schliesslich geht es darum eine Abmachung zu treffen, was erledigt werden muss und was nachher dafür frei gewählt werden darf.
Etwas zu machen, worauf man kurzfristig keine grosse Lust hat, um längerfristig einen Vorteil zu haben, ist eine wichtige Kompetenz. Diese Aufgaben zuerst ganz kurz halten, um sie mit zunehmendem Alter zu steigern, hilft sich daran zu gewöhnen.
Nachher selbst wieder wählen können, bringt Ausgleich und lässt sie kreativ und eigenständig werden.