Zweifel und Misstrauen

Heute möchte ich eine Geschichte mit euch teilen, die mich tief berührt und zum Nachdenken gebracht hat. Ein 15-jähriges Mädchen, das ihre Mathe-Note von ungenügend zur Bestnote verbessert hat, erzählte mir Folgendes:

„…mein Klassenlehrer sah die Note und sagte nur: Glaubst du wirklich, dass du diese Note halten kannst?“

Diese Worte trafen mich mitten ins Herz. Statt Anerkennung und Ermutigung empfing dieses Mädchen Zweifel und Misstrauen. Doch was hätte sie stattdessen hören müssen? Wie können wir uns als Lehrkräfte darauf vorbereiten, Lerngespräche so zu führen, dass sie unsere Schüler:innen motivieren und stärken?

Lasst uns heute die Perspektive unserer Schüler:innen einnehmen. Wenn ein Kind eine solche herausragende Leistung vollbringt, was sollten wir sagen? Wie können wir unsere Worte so wählen, dass sie Auftrieb geben und die Motivation fördern?

Ich denke, diese Schülerin hätte Folgendes hören müssen:

„Ich bin so beeindruckt von deinem Fortschritt! Deine harte Arbeit hat sich wirklich ausgezahlt. Wie hast du das geschafft? Was hat dir geholfen, dich so zu verbessern?“

Solche Aussagen sind nicht nur anerkennend, sondern eröffnen auch ein Gespräch darüber, was funktioniert hat und wie wir diesen Erfolg gemeinsam weiterführen können. Es zeigt unseren Schüler:innen, dass wir an sie glauben und ihre Anstrengungen sehen und schätzen.

Als Lehrkräfte tragen wir eine grosse Verantwortung. Unsere Worte haben Gewicht und können entweder Flügel verleihen oder Flügel stutzen. Was brauchen wir, um unsere Schüler:innen zu motivieren und zu unterstützen?

  1. Selbstreflexion: Lasst uns regelmässig über unsere eigenen Erwartungen und Vorurteile nachdenken. Welche Botschaften senden wir unbewusst aus?
  2. Empathie: Versetzen wir uns in die Lage unserer Schüler:innen. Wie würden wir uns fühlen, wenn wir ihre Erfahrungen machen würden?
  3. Anerkennung und Ermutigung: Loben wir Fortschritte und Anstrengungen, nicht nur Endergebnisse. Zeigen wir echtes Interesse an den Geschichten und Kämpfen hinter den Noten.
  4. Konstruktives Feedback: Geben wir Rückmeldungen, die aufbauend und unterstützend sind. Fragen wir nach ihren Strategien und feiern wir gemeinsam ihre Erfolge.

Ich lade euch ein, eure Gedanken und Erfahrungen zu diesem Thema zu teilen. Wie geht ihr mit solchen Situationen um? Welche Strategien habt ihr entwickelt, um Lerngespräche positiv und motivierend zu gestalten? Lasst uns voneinander lernen und gemeinsam wachsen.

2 Feed
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Bettina Scheck
3 months ago

Ja, wenn die Schülerin so eine Antwort von Erwachsenen zu hören bekommt, dann wirkt das vermutlich wenig motivierend.
Diese Frage etwas anders gestellt, hätte bereits eine andere Wirkung:
“Ich freue mich über deine Fortschritte und darüber dass dein Einsatz zu so guten Ergebnissen geführt hat. Was hast du anders gemacht? Was genau hat deiner Einschätzung nach dazu geführt?
Unabhängig von der erbrachten Leistung, ist es wichtig, über den Lernweg zu sprechen:
Was hat gut geklappt? Was würdest du das nächste Mal anders machen? Was ist dein Ziel? Was ist dein nächster Schritt?
Je konkreter die Antworten sind, desto mehr lassen sich durch die Überlegungen die nächsten Schritte planen, welche zum klar definierten Ziel führen.
Es wirkt unterstützend, wenn wir Erwachsenen an die Fortschritte glauben und das auch entsprechend kommunizieren.
Kinder und Jugendliche lernen einfacher, motivierende Gedanken in die Welt zu setzen, wenn wir Erwachsenen es ihnen vorleben.