Notendruck

Ein Mädchen in meiner 4. Klasse verspürt großen Notendruck. Als ich gestern die Lernkontrollen zurückgab, um sie von den Eltern unterschreiben zu lassen, begann sie zu weinen, weil sie viele schlechte Noten hatte. Es war nur eine ungenügende Note dabei, aber viele Noten im Bereich von 4 und 4-5. Sie sagte mir, sie hätte Angst, weil sie großen Ärger zuhause bekommen würde.

In der Pause sprach ich mit ihr und sagte ihr, dass es nur eine Momentaufnahme sei und dass diese Noten nicht zeigen würden, wohin sie noch gehen kann. Sie erzählte mir, dass sie bei vielen Prüfungen unkonzentriert war wegen eines Streits, den sie zuhause mit ihrer Mutter hatte. Bei der ungenügenden Note wurde sie vom Nachbarskind abgelenkt, der keine Prüfung schreiben musste.

Wir besprachen Schritte, wie wir an ihrer Konzentration arbeiten können, und vereinbarten, dass sie den ungenügenden Vokabeltest noch einmal wiederholen könne, weil ich wusste, dass der Nachbarsjunge Einfluss auf die Note hatte. Sie bat mich dann auch, eine E-Mail nach Hause zu senden, damit sie nicht so große Angst haben müsse. Dies habe ich dann auch getan und lege hier einen Screenshot meiner E-Mail bei.

Wie findest du diese Vorgehensweise? Hast du Anregungen oder weitere Ideen zum Umgang mit dieser Situation?

2 Feed
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Bettina Scheck
29 days ago

Mir gefällt die Art, wie du als Lehrperson das Mädchen auffängst und lösungsorientiert begleitest.
Du beziehst auch die Eltern mit ein und versuchst dadurch, den Druck zu reduzieren. Angst vor schlechten Noten ist hinderlich für das intrinsisch motivierte Lernen.
Es gibt immer noch Eltern, welche Noten als Druckmittel einsetzen, damit sich die Kinder anstrengen und bessere Leistungen zeigen. Oft haben sie das selbst so erfahren.
Warum nicht mal an einem Elternabend „Noten / Beurteilung“ zum Thema machen?
Bestimmt gäbe es interessante Diskussionen über die eigenen Erfahrungen der Eltern.
Spannend wäre auch aufzuzeigen, mit welchen Möglichkeiten heute be-gut-achtet werden kann:
Portfolios, Kompetenzraster, Coaching-Gespräche etc.
Die Sichtweisen der Schülerinnen und Schüler könnten an einem solchen Elternabend z.B. per Video mit einfliessen.
Die Belege, auf welche jedes Kind besonders stolz ist, könnten in einer Ausstellung gezeigt werden.