Zurück in den Kindergarten
Ich bin Kindergartenlehrperson und habe Anfangs dieses Schuljahres einen Knaben nach 2 intensiven Jahren in die erste Klasse übergeben.
Als er in den Kindergarten kam, war er kaum zu bändigen. Er kletterte auf alle Regale, sprang mir von hinten auf den Rücken, klammerte sich wie ein Äffchen fest und nahm alles in die Hände.
Er war bestimmt schon immer ein lebhaftes Kind und bekam zu Hause wenig Struktur.
In den 2 Jahren ist es meiner Kollegin und mir gelungen, ein gutes Vertrauensverhältnis zur Mutter und dem Kind aufzubauen. Bevor er in die 1. Klasse kam, hielt er sich an die Regeln, fügte sich in der Gruppe ein und fühlte sich wohl.
Jetzt nach einem halben Jahr in der 1. Klasse, wird er uns zurück in den Kindergarten geschickt.
Die Begründung, er sei sehr kleinkindlich, lebe noch vollkommen nach dem Lustprinzip und zeige keinerlei Interesse an den schulischen Inhalten.
Wie sollen wir uns als Kindergartenlehrpersonen ihm gegenüber verhalten?
Was sagen wir den anderen Kindern, warum er nicht mehr in der 1. Klasse ist?
Was kennt ihr für andere Möglichkeiten für Kinder, die noch verspielt sind und noch nicht lange stillsitzen können, damit der Schulstart gelingt?
Wie erlebt und gestaltet ihr Übergänge, wie dieser vom Kindergarten in die 1. Klasse?
Zuallererst möchte ich dir und deiner Kollegin meine höchste Anerkennung dafür aussprechen, wie viel Energie und Zuwendung ihr diesem Jungen in den letzten Jahren geschenkt habt. Es ist offensichtlich, dass er bei euch eine positive Entwicklung durchgemacht hat, und ehrlich gesagt, freue ich mich persönlich für ihn, dass er noch ein paar Monate bei euch verbringen darf. Während den nächsten Monaten kann noch viel passieren, und es ist durchaus möglich, dass er am Ende des Schuljahres viel besser für den Übergang in die 1. Klasse vorbereitet ist.
Ich bin ziemlich sicher, dass der Junge sich darüber freuen wird, wieder bei euch zu sein. Die anderen Kinder könnten natürlich Fragen stellen, daher ist es wichtig, sie darauf vorzubereiten, bevor er zurückkehrt. Du kannst den Fokus darauf legen, wie sehr du dich freust, dass er noch einige Monate bei euch verbringen kann.
Es ist ganz natürlich und normal, dass wir Dinge ausprobieren und manchmal feststellen, dass der richtige Zeitpunkt für bestimmte Veränderungen noch nicht gekommen ist. Zum Glück können wir in jeder Situation das Beste daraus machen und lernen, wie wir in Zukunft besser entscheiden können. Der Schwerpunkt liegt darauf, die Freude darüber zu betonen, dass er wieder bei euch ist.
Es gibt sicherlich noch andere wichtige Dinge, die ihr berücksichtigen werdet, aber das Wichtigste ist, dass ihr ihm eine positive und unterstützende Umgebung bietet, in der er sich weiterentwickeln und wachsen kann. Glaube daran, dass er einen viel besseren Start haben wird im kommenden August! Wenn du daran glaubst, wird er es auch tun.
Julia und Branka haben so viele wertvolle Punkte bereits erwähnt, dass ich das, was schon geschrieben wurde einfach gerne unterstütze:
Was nicht nur für diese Situation unglaublich vieles verändert, ist ist die Grundhaltung.
Wir können gerade herausfordernden Situationen im Kindergarten und in der Schule unterschiedlich begegnen.
Zum Beispiel mit dem Blick:
– Alles, was wir erleben, versteckt irgendwo auch eine Chance, finden wir sie https://s.w.org/images/core/emoji/14.0.0/svg/1f642.svg
– Gehen wir davon aus, dass alle Entscheidungen mit der best, im Moment möglichen Absicht, getroffen wurden.
– Gemeinsam eine Situation anzuschauen und sich dabei gegenseitig zu unterstützen, fühlt sich einfacher und leichter an.
Ich wünsche diesem Kind wertvolle Erfahrungen und das Gefühl, willkommen zu sein. Jetzt im Kindergarten und im Sommer wieder in der Schule.