Die Mädchen haben täglich Auseinandersetzungen
Wer hat das auch schon erlebt? Hier der geschilderte Fall:
Ich führe als Klassenlehrperson eine 6. Klasse.
Die Klassendynamik ist schwierig.
Die Mädchen haben täglich untereinander Auseinandersetzungen. Im Unterricht, wenn sie für sich oder in Gruppen arbeiten sollten, diskutieren sie private Themen. Sie sind so damit beschäftigt, dass die Schulinhalte zur Nebensache geworden sind.
Wir haben schon so oft Klassenrat geführt und die Themen besprochen. Auch die Schulsozialarbeit hat schon viel Zeit investiert. Sie arbeitete mit der ganzen Klasse und auch immer wieder mit einzelnen Gruppen. Regelmässig gehen Schülerinnen aus meiner Klasse zur Schulsozialarbeit und beklagen sich über andere.
Was können wir noch tun, damit die Schülerinnen sich in der Klasse wohler fühlen und den Kopf frei haben fürs Lernen?
Es scheint, dass trotz der Bemühungen, die bisher unternommen wurden, die Klassendynamik weiterhin eine Herausforderung darstellt. In dieser Situation könnte es hilfreich sein, einen neuen und überraschenden Ansatz zu verfolgen, um die Schülerinnen dazu zu bringen, sich wohler zu fühlen und sich mehr auf das Lernen zu konzentrieren.
Ein erlebnispädagogisches Programm? Teamspiele im Wald? Irgendetwas, bei dem die Schülerinnen gemeinsame Herausforderungen bewältigen müssen.
Ein weiterer Ansatz könnte darin bestehen, die Schülerinnen in die Lösungsfindung stärker einzubeziehen. Anstatt nur über Probleme zu sprechen, könntest du gemeinsam mit Ihnen kreative Lösungen entwickeln und umsetzen. Dies könnte beispielsweise bedeuten, dass sie Verantwortung für die Gestaltung ihres Klassenraums übernehmen oder sich überlegen, wie sie den Klassenraum nutzen, wenn das nächste Problem auftaucht. Vielleicht einen Peace- oder Schweige-Corner einrichten.
Bücher zum Thema vorlesen. Gespräche darüber führen, dass jeder an einem Konflikt beteiligt ist. Darüber reflektieren und aufschreiben lassen.
Achtsamkeitspraxis einführen. Dazu werden hier im Mitgliederbereich immer wieder Beiträge geteilt.
Über die Harmonisierung der Gehirnteile sprechen. Wenn ich mich sorge oder Angst habe, kann mein Denkorgan nicht arbeiten. Was können wir tun, um die Aufpasser im Gehirn ruhig zu halten?
Insgesamt ist es wichtig, kreativ zu sein und verschiedene Ansätze auszuprobieren, um die Klassendynamik zu verbessern. Durch die Einführung neuer und unerwarteter Methoden können Wendepunkte erreicht werden.
Freue dich auf das kommende Achtsamkeitsprogramm für Lehrkräfte und Schüler:innen. Es wird höchstwahrscheinlich Ende Schuljahr bereitstehen. Meines Erachtens ist das die hilfreichste und nachhaltigste Intervention. Diese Haltung trägt wesentlich dazu bei, dass die Selbst- und Sozialkompetenzen gestärkt werden.
Was ich auch schon gemacht habe, ist alle Kinder in den Kreis zu bitten und dort ganz ruhig zu sitzen. Ich sage dann so etwas: Es sind gerade unangenehme Gefühle da, sie dürfen da sein. Ich beobachte und ich erkenne, was diese Gefühle in mir auslösen. Wie habe ich dazu beigetragen, dass es so weit gekommen ist? Ohne gross weiterzusprechen, lasse ich leise Musik laufen und gebe einen Stressball herum, den jede(r) drücken und weitergeben darf. Im nächsten Durchgang frage ich die Kinder, ob sie einander die Hände geben können. Ich drücke die Hand des Kindes neben mir und fordere es auf, den Druck sanft weiterzugeben. Zum Schluss bitte ich alle, den Schulternachbar, die Schulternachbarin anzusehen und sie anzulächeln. Ich spüre nach dieser Intervention oft eine grosse Erleichterung bei allen.
Es gibt viele Lehrpersonen, welche in ihren Klassen solche Dynamiken in dieser Art erleben. Deshalb danke für diese Frage.
Wichtig finde ich, dass allen in einer Gruppe bewusst wird, dass Stimmungen durch jeden Einzelnen / jede Einzelne erzeugt werden und alle eine Mitverantwortung tragen.
Beim Besprechen einer aktuellen Situation, lasse ich die Schüler*die Sätze aufschreiben, welche sie geäussert haben. Solche, welche unangenehme Gefühle erzeugen auf die dunkle Seite des Kreises und solche, welche angenehme Stimmungen machen auf die gelbe Rückseite des Kreises. Diese legen oder kleben wir auf ein grosses Plakat. Es wird sehr schnell sichtbar, wie sich durch jeden einzelnen Satz die Atmosphäre in der Gruppe erhellt oder verdunkelt. Durch das Drehen auf die andere Seite, können schnell Veränderungen dargestellt werden.
In ähnlicher Art kann auch mit den Sätzen im eigenen Kopf vorgegangen werden. Es soll helfen, die eigenen Gedanken bewusster wahrzunehmen und zu entdecken, dass die Gedanken die eigenen Gefühle erzeugen.
Es gibt noch viele ähnliche Übungen in dieser Art. Das Ziel ist es, immer mehr weg von der Schuldzuweisung und mehr in die Eigenverantwortung zu kommen.