Schulnoten bilden nicht ab, was noch möglich ist.
Warum verlieren manche Kinder das Interesse am Lernen? Die Küsnachter Lehrerin Branka Rezan hat im Prinzip des «dynamischen Selbstbildes» Antworten entdeckt.
aus dem Tages Anzeiger und der Zürichsee-Zeitung, geschrieben von Susanna Valentin
Kinder werden als Entdecker und Entdeckerinnen geboren, sie wollen lernen, immer und überall. Demnach sollten sich lauter hoch motivierte, lernfreudige Geister in einer Schulklasse oder um den Familientisch tummeln, das suggeriert zumindest diese Erkenntnis.
Natürlich hat sie durchaus ihre Berechtigung, schliesslich entwickeln sich Neugeborene in wenigen Jahren zu sprechenden, aufrecht gehenden Persönlichkeiten. Warum also verlieren Kinder hier und da ihren Forscherdrang? Die Sache hat einen Haken: Kinder müssen darin unterstützt werden, an ihre eigene Entwicklungsfähigkeit zu glauben.
«Meine Ausbildung als Quereinsteigerin war gut, aber mir fehlte ein Werkzeug, wie ich die Motivation der Schulkinder aufrechterhalten kann», erklärt Branka Rezan. Das Buch «Selbstbild» der amerikanischen Psychologin Carol Dweck sei da schon fast eine Offenbarung gewesen.
Darin unterscheidet die Autorin aufgrund diverser Untersuchungen zwischen einem statischen und einem dynamischen Selbstbild. Kinder mit einem dynamischen Selbstbild glauben im Gegensatz zu Gleichaltrigen mit statischem Selbstbild daran, ihre Fähigkeiten weiterentwickeln zu können, sofern sie sich darum bemühen. Ein Prinzip, das die Küsnachter Lehrerin überzeugt hat.
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Kommunikation ist zentral
Wie ist es nun möglich, einem Kind zu einem dynamischen Selbstbild zu verhelfen? «Durch sorgfältige Kommunikation», sagt Rezan. Den Umgang mit Lob hat Dweck in Rezans Leben neu eingeordnet. «Die Bemühung für etwas ist es wert, gelobt zu werden», erklärt sie, «nicht das Endprodukt oder gar das Talent.»
So lerne ein Kind, dass Mühe sich lohne, auch wenn etwas nicht auf Anhieb gelinge. Diese Erkenntnis sei massgebend für ein dynamisches Selbstbild. Nur so können Fehler als Lernfelder verstanden und Kritik als Anregung aufgefasst werden. Dementsprechend seien Noten nur ein Abbild des momentanen Zustandes und keine Aussage dazu, was noch möglich sei. «Wird dies einem Kind in der Schule und im Elternhaus so vermittelt, kann es an seinen Fähigkeiten schleifen», führt die Pädagogin aus.
«Ich komme meiner Verantwortung nicht nach, wenn ich Schüler schon beim Schulbeginn in Schubladen für begabte und unbegabte Kinder stecke.»
Steht sie im Klassenzimmer, arbeitet sie gern mit Bildern. Im Schulzimmer hängt eines, auf welchem ein Hirn Hanteln stemmt. Jedes Kind wolle ein stärkeres Hirn. Ihre Primarschüler dafür zu begeistern, habe sich sehr bewährt. Schnellere werden gefragt, ob sie wirklich schon genug trainiert haben, Langsamere dazu angespornt, die Hantel noch einmal zu stemmen. Das Tempo spiele dabei keine Rolle. «Hauptsache, es geht vorwärts und das Hirn bleibt aktiv», so die Unterstufenlehrerin.
(Die Poster, die ich in meinem Klassenzimmer und im Coaching verwende, befinden sich hier.)
Verantwortung übernehmen
«Erwachsene haben eine Verantwortung, welches Selbstbild sie Kindern nahelegen», sagt Rezan. «Ich komme meiner Verantwortung nicht nach, wenn ich Schüler schon beim Schulbeginn in Schubladen für begabte und unbegabte Kinder stecke.» Ihr Antrieb sei es, ihre Schützlinge auf deren Lernweg zu begleiten und sie zu befähigen, an sich zu glauben.
Aber auch zu Hause achte sie im Umgang mit ihren eignen drei Kindern darauf, welche Botschaften sie ihnen vermittle. «Sich seiner Kommunikation bewusst zu sein, ist ein fortlaufender Prozess», erklärt die Lehrerin. Sie arbeite auch selbst an sich. Sie möchte aber nicht nur sich selbst und ihren Schulkindern zu einem dynamischen Selbstbild verhelfen. Längst ist es zu ihrer Passion geworden, diese Inhalte über soziale Medien und ihre Homepage zugänglich zu machen. Denn Branka Rezan ist überzeugt: «Nur wer selbst ein dynamisches Selbstbild pflegt, kann dieses weitergeben.»
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