Streitsüchtig
Ein Zweitklässler ist seit dem Kindergarten immer wieder in Streitereien verwickelt.
Auch jetzt passiert es immer mal wieder, dass er andere Kinder schlägt. Deswegen bekommen die Lehrpersonen und die Schulleitung immer wieder Briefe von betroffenen Eltern, die sich für ihre eigenen Kinder einsetzen.
Mit den Eltern und dem Knaben werden regelmässig Gespräche geführt. Die Meinung des Vaters war am Anfang, dass man seinem Sohn einfach nur Zeit geben soll und sich sein Verhalten mit dem Älter werden schon verbessern werde.
Der Vater wurde in den Unterricht eingeladen und konnte sich nun selbst ein Bild machen. Danach verstand er, wovon wir Lehrpersonen sprachen und er konnte auch miterleben, wie sein Sohn unterstützt wurde.
Das änderte einiges. Er ist jetzt kooperativ, begleitet seinen Sohn in die Schule, wenn er sonst in Streitereien involviert wird. Der Knabe lernt, wie er reagieren kann, wenn er sich provoziert fühlt.
1x pro Woche kommt der Vater kurz in die Schule, um sich mit den Lehrpersonen und seinem Sohn anzuschauen, wie es läuft.
Dazu gibt es jetzt auch ein Belohnungssystem mit Wochenzielen.
1 x pro Woche geht er 2 Stunden in den Kindergarten. Dort hilft er mit und führt Kreisspiele mit den Kindern durch. Das macht er sehr gerne und er ist stolz darauf.
Es geht allgemein schon viel besser. Dennoch kommt es etwa jede 2. Woche einmal vor, dass er zuschlägt. Dann bekommt die Schulleitung Beschwerden.
Jetzt, da alles schön aufgegleist ist (Zusammenarbeit mit Eltern, regelmässiger Austausch, Belohnungssystem, Besuche 1 x pro Woche im Kindergarten …) und es mit dem Knaben die meiste Zeit gut läuft, will die Schulleitung am nächsten Gespräch teilnehmen. Der Familie soll mitgeteilt werden, dass keine Schläge mehr akzeptiert werden. Sollte es wieder vorkommen, wird ein Timeout ausgesprochen: zuerst 2 Tage zu Hause bleiben, bei erneutem Vorkommnis bis zu 4 Wochen Schulverbot.
Die Schulleitung muss die anderen Kinder schützen und die Elternreklamationen ernst nehmen, wie sie sagt.
Was haltet ihr von dieser Massnahme im beschriebenen Fall?
Was haltet ihr allgemein von Schulausschluss als Disziplinarmassnahme?
Es ist wirklich beeindruckend zu sehen, wie viele wichtige Massnahmen bereits getroffen wurden, um dem Jungen zu helfen. Die Zusammenarbeit mit den Eltern, der regelmäßige Austausch, das Belohnungssystem und die Besuche im Kindergarten sind allesamt wertvolle Ansätze, die sich schon bewährt haben. Die Schulleitung zeigt ihr Commitment und Involvement, was sehr geschätzt werden kann.
Im beschriebenen Fall sehe ich den Vorschlag der Schulleitung, klare Konsequenzen für weiteres Schlagen anzukündigen, als einen Schritt in Richtung Klarheit, nicht nur als eine disziplinarische Massnahme. Es geht hier darum, den Jungen in seiner Entwicklung zu unterstützen und gleichzeitig die anderen Kinder und Eltern zu schützen. Ein solches Timeout kann den Entwicklungsprozess des Jungen fördern, wenn es richtig begleitet wird.
Es ist jedoch wichtig, dass das Timeout nicht als einzige Lösung betrachtet wird. Ohne zusätzliche Unterstützung könnte der Junge möglicherweise nicht lernen, mit seinen Frustrationen umzugehen und seine Gefühle zu regulieren. Deshalb schlage ich vor, dass die Massnahme des Timeouts von weiteren pädagogischen und therapeutischen Massnahmen begleitet wird, zum Beispiel durch eine Spieltherapie. In einer solchen Therapie kann der Junge lernen, seine Emotionen besser zu verstehen und zu kontrollieren.
Es ist auch entscheidend, dass die Lehrpersonen den Prozess eng begleiten, um zu verhindern, dass der Junge von seinen Mitschülern gehänselt wird. Klarheit auszustrahlen ist essenziell, nicht nur für die gesunde Entwicklung des Jungen, sondern auch für den Schutz der anderen Kinder und den Klassengeist. Die Balance zwischen Schutz und Unterstützung muss gewahrt bleiben, um ein gesundes und sicheres Lernumfeld für alle zu schaffen.
Zusammengefasst: Ein Timeout kann durchaus Teil einer umfassenden Lösung sein, sollte aber immer in Kombination mit weiteren unterstützenden Malnahmen eingesetzt werden. So wird der Junge in seiner Entwicklung unterstützt und gleichzeitig wird der Schutz und das Wohlbefinden der gesamten Klasse sichergestellt.
Ich wünsche dir viel Erfolg und Durchhaltevermögen bei der Umsetzung dieser Malnahmen. Dein Engagement und deine Fürsorge machen einen grossen Unterschied im Leben der Kinder.