Growth Mindset bei Kindern fördern: Ein praktischer Leitfaden zur Stärkung von Resilienz und Lernfreude
Carl sitzt in seinem Klassenzimmer, die Hände tief in den Taschen vergraben. Auf seinem Heft liegt eine Aufgabe, die er kaum begonnen hat. Seine Mitschüler arbeiten konzentriert, aber Carl starrt auf die Zahlen vor sich, als wären sie unüberwindbare Hürden. Als die Lehrerin vorbeikommt, versteckt er seine Hände noch tiefer in den Taschen.
„Ich bin einfach nicht gut in Mathe“, murmelt er, ohne aufzusehen. Später, in der Pause, sitzt er allein auf der Bank und schaut den anderen Kindern zu, die neue Spiele ausprobieren. „Lieber nicht, ich werde dabei sowieso alles falsch machen“ denkt er. Seine Gedanken kreisen um die Angst, sich zu blamieren, und so bleibt er still sitzen, seine Neugier verborgen hinter einer Mauer aus Selbstzweifeln.
Carl zeigt deutlich, wie sein Fixed Mindset ihn einschränkt. Er vermeidet Herausforderungen und glaubt, dass seine Fähigkeiten unveränderlich sind. Seine Angst vor Fehlern und Zurückweisung hindert ihn daran, neue Erfahrungen zu machen oder seine Kreativität auszuleben.
Was macht ein Growth Mindset aus?
Das Konzept des Growth Mindset, auch bekannt als Wachstumsdenken oder dynamisches Selbstbild, wurde von der Psychologin Carol Dweck entwickelt. Es beschreibt die Überzeugung, dass Fähigkeiten und Intelligenz durch Anstrengung, Lernen und Übung entwickelt werden können. Im Gegensatz dazu steht das Fixed Mindset, das davon ausgeht, dass Talente und Fähigkeiten angeboren und unveränderlich sind.
Ein Growth Mindset hilft Kindern und Erwachsenen, Herausforderungen positiv zu begegnen, Fehler als Lernmöglichkeiten zu sehen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Diese Denkweise ist nicht nur für schulische Leistungen von Bedeutung, sondern auch für persönliches Wachstum und ein erfülltes Leben.
Deshalb sollten Eltern und Lehrpersonen das Growth Mindset kennen
Kinder sind in ihren Entwicklungsjahren besonders empfänglich für einschlägige Prägungen durch ihre Umgebung. Eltern und Lehrpersonen spielen eine zentrale Rolle dabei, wie Kinder sich selbst und ihre Fähigkeiten wahrnehmen.
Indem sie ein Growth Mindset vermitteln, können sie Kindern helfen, eine positive Einstellung zum Lernen und Leben zu entwickeln.
Das kann ein Growth Mindset bewirken:
- Ermutigt Kinder, Neues auszuprobieren und dranzubleiben.
- Reduziert Ängste vor Fehlern und Versagen.
- Fördert Resilienz, also die Fähigkeit, mit Schwierigkeiten umzugehen.
- Stärkt das Selbstvertrauen und die Selbstwirksamkeit.
Kinder mit einem Growth Mindset haben bessere Chancen auf ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Leben, weil sie Herausforderungen als Chancen sehen und nicht als Hindernisse.
Besonders Lerngespräche können hier eine entscheidende Rolle spielen, um Kindern neue Perspektiven zu eröffnen. Durch wertschätzende Gespräche zwischen Lehrpersonen und Schüler:innen können Blockaden gelöst und Potenziale sichtbar gemacht werden. Diese Gespräche bieten die Gelegenheit, individuelle Stärken herauszuarbeiten und Kinder dazu zu ermutigen, an ihrer Entwicklung zu arbeiten. Indem die Prinzipien des Growth Mindsets integriert werden, können Lerngespräche ein Werkzeug sein, um Kindern zu helfen, Ängste zu überwinden und eine positive Einstellung zum Lernen zu entwickeln.
Die Integration von effektiven und sinnvollen Lerngesprächen ist eine zentrale Herausforderung für Lehrkräfte. Daher haben wir uns auf dieses Thema spezialisiert.
Wenn du nicht nur erfahren möchtest, wie du ein Growth Mindset förderst, sondern auch gezielt das Wachstum deiner Schüler:innen durch effektive Lerngespräche stärken kannst, dann teste jetzt unsere Pädagogik+ Mitgliedschaft. Der erste Monat ist kostenfrei.
In 4 Wochen zum Growth Mindset – So vermittelst du es:
Die Entwicklung eines Growth Mindsets kann gezielt gefördert werden. Dieser einfache, vierwöchige Leitfaden hilft Eltern und Lehrpersonen, dieses Konzept spielerisch und effektiv zu vermitteln.
Auch regelmässiges Feedback, das auf die Bemühungen und Fortschritte eines Kindes abzielt, ebenfalls ein Schlüssel zur Entwicklung eines Growth Mindsets. Klare, konstruktive Rückmeldungen fördern nicht nur das Lernen, sondern auch das Selbstbewusstsein sowie Resilienz.
Wenn du mehr zum Thema Feedback-Methoden erfahren möchtest, schau unbedingt hier vorbei. Wir bieten verschiedene Workshops und Fortbildungen für Schulen an.
Woche 1: Die Grundlagen thematisieren
In der ersten Woche legst du den Grundstein für ein Verständnis des Growth Mindsets. Erkläre dem Kind/deinen Schüler:innen, was ein statisches und ein dynamisches Selbstbild ausmacht. Nutze dabei anschauliche Beispiele, um den Unterschied greifbar zu machen. Veranschauliche, dass unser Gehirn wie ein Muskel ist, der durch Anstrengung wächst. Setzt euch in definierten Zeitabständen für 10 Minuten zusammen, um über kleine Herausforderungen zu sprechen und wie sie gemeistert werden können.
Aufgabe: Finde gemeinsam mit dem Kind/ deinen Schüler:innen eine Herausforderung des Tages, z. B. ein schwieriges Schulfach oder eine neue Fähigkeit, und überlegt, wie man damit umgehen kann.
Woche 2: Konkrete Beispiele benennen
In dieser Woche geht es darum, das Gelernte zu vertiefen und im Alltag wiederzuerkennen. Diskutiere gemeinsam mit dem Kind/ deinen Schüler:innen Situationen, in denen es ein dynamisches Selbstbild gezeigt hat, aber auch solche, die eher von einem statischen Denken geprägt waren.
Nutze Affirmationen, um positive Denkmuster zu fördern, z. B.: „Fehler sind Helfer, durch die ich neue Dinge lerne.“ Schreibe eine Liste solcher Affirmationen auf und hänge sie gut sichtbar im Haus auf.
Aufgabe: Dokumentiere täglich eine Situation, in der dein Kind/ deine Schüler:innen sich angestrengt hat/ haben, und sprecht darüber, was dabei gelernt wurde.
Woche 3: Modelle für den Alltag erstellen
Nun wird es konkreter: Zeige dem Kind/ deinen Schüler:innen, wie man ein dynamisches Selbstbild in alltäglichen Situationen anwenden kann. Teile auch deine eigenen Erfahrungen, bei denen du eine Herausforderung gemeistert hast. Erstelle eine Liste mit persönlichen Zielen, die dein Kind/ deine Schüler:innen erreichen möchte/n. Diese sollten realistisch, aber herausfordernd sein. Nutze dabei das Prinzip „Das kann ich noch nicht“, um Hoffnung und Motivation zu fördern.
Aufgabe: Wählt gemeinsam ein Ziel aus und notiert die Schritte, die notwendig sind, um es zu erreichen. Besprecht regelmäßig die Fortschritte.
Woche 4: Vorbereitung auf die Umsetzung im Alltag
Die letzte Woche dient dazu, das Gelernte zu festigen. Fördere gezielt die positive Einstellung des Kindes/ deiner Schüler:innen, indem du Lob für Anstrengung und Durchhaltevermögen aussprichst. Erkläre, dass Fehler keine Rückschläge sind, sondern wertvolle Chancen, um weiter zu wachsen. Lass das Kind/ die Schüler:innen eigene Strategien entwickeln, um Probleme zu lösen, und greife erst ein, wenn es wirklich notwendig ist.
Nutze Lerngespräche, um den Prozess zu reflektieren und Erfolgserlebnisse sichtbar zu machen. Fragen wie „Was hat dir am meisten geholfen?“ oder „Welche Hindernisse hast du überwunden?“ bieten eine ideale Gelegenheit, die Fortschritte zu feiern.
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Aufgabe: Plane ein Projekt, bei dem das Kind/ deine Schüler:innen eine neue Fähigkeit lernt, z. B. ein Instrument spielen oder ein Handwerk ausprobieren. Reflektiert am Ende, wie das Growth Mindset geholfen hat.
Tipps für Eltern und Lehrpersonen
Setze dich mit dem Kind/ deinen Schüler:innen regelmässig zusammen und besprecht gemeinsam die nächsten Schritte. Nutze dabei verschiedene Methoden für effekive Lerngespräche, beachte jedoch immer die Grundlagen:
- Gezieltes Lob: Schenke inhaltsbezogene Anerkennung für Anstrengungen und Fortschritte, bewerte niemals das Kind selbst.
- Fehler normalisieren: Vermittle, dass Fehler ein natürlicher Teil des Lernprozesses sind.
- Vorbild sein: Zeige selbst, wie du Herausforderungen angehst und aus Fehlern lernst.
- Neugier wecken: Begeistere Kinder durch deine eigene positive Einstellung und Freude am Lernen.
Weitere Vorteile eines Growth Mindsets
Ein Growth Mindset wirkt sich nicht nur auf die schulischen Leistungen aus, sondern verbessert auch soziale und emotionale Kompetenzen. Studien zeigen:
- Bessere schulische Ergebnisse: Schüler mit einem Growth Mindset verbessern ihre Noten und greifen schwierigere Themen an.
- Stärkere Beziehungen: Konflikte werden konstruktiver gelöst, und die Empathie für andere steigt.
- Glücklicheres Leben: Kinder entwickeln ein stärkeres Selbstwertgefühl und eine positive Lebenseinstellung.
- Prävention von Mobbing: Kinder mit einem Growth Mindset neigen dazu, andere zu unterstützen und statt Konkurrenz Zusammenarbeit zu fördern.
Fazit
Ein Growth Mindset ist eine wertvolle Grundlage für ein erfülltes und erfolgreiches Leben. Eltern und Lehrpersonen können durch gezielte Übungen und eine positive Einstellung dazu beitragen, diese Denkweise bei Kindern zu fördern. Indem wir Kindern zeigen, dass Herausforderungen Chancen sind und Fehler uns stärker machen, legen wir den Grundstein für Resilienz, Selbstvertrauen und lebenslanges Lernen.
Den 4-Wochen Growth Mindset Leitfaden findest du im Mitgliederbereich.