Vandalismus
Ein Fallbeispiel aus der Presse. Was meint ihr dazu?
Situation: In einem neuen Oberstufenschulhaus werden die Toiletten der Knaben über längere Zeit immer wieder verunstaltet.
Als Massnahme werden die Toiletten bis Ende des Schuljahres geschlossen. Stattdessen werden neben dem Fahrradständer 2 mobile Toiletten aufgestellt.
- Erachtet ihr das als eine sinnvolle Massnahme?
- Was sind eure Gedanken dazu?
- Habt ihr andere Lösungsvorschläge?
Kollektive Strafen werfen stets Fragen auf und ich bin mir nicht sicher, ob alle anderen möglichen Lösungsansätze bereits erschöpft wurden. In anderen Schulhäusern wurden erfolgreich alternative Massnahmen eingesetzt. Zum Beispiel wurden Schüler als Sicherheitskräfte eingesetzt: Zwei Schüler stehen während der Pause vor den Toiletten und überwachen, dass jeweils nur ein Kind auf einmal die Toilette benutzt. Wenn mehrere Kinder die Toilette benutzen, behalten sie den Überblick und kontrollieren die Situation. Sollte etwas nicht in Ordnung sein, wird dies aufgeschrieben und gemeldet. Während des Unterrichts darf jeweils nur ein Kind auf die Toilette.
Nur, was kann man tun, wenn sich Jugendliche aus verschiedenen Klassen dort treffen? Habt ihr noch weitere Vorschläge oder Ideen, wie diese Herausforderung bewältigt werden kann?
Das Einbeziehen von Präventionsarbeit und die Förderung von Achtsamkeit, wie es in unserem Achtsamkeitsprogramm geschieht, spielt meines Erachtens eine entscheidende Rolle. Indem wir Schülern helfen, sich bewusst zu werden und Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen, schaffen wir eine Atmosphäre des Respekts und der Verantwortlichkeit, die dazu beiträgt, solche Probleme zu minimieren.
Habt ihr noch weitere Vorschläge?
Im Rahmen meines stetigen Dialogs mit Schülerinnen und Schülern habe ich weitere wertvolle Einsichten und innovative Vorschläge gesammelt, die darauf abzielen, das Schulklima positiv zu gestalten und ein Gefühl der Sicherheit und des Respekts zu fördern. Eines steht dabei klar im Vordergrund: Die Notwendigkeit, kollektive Bestrafungen zu vermeiden und stattdessen für eine Atmosphäre zu sorgen, in der Verantwortung individuell übernommen wird.
Die Schülerinnen und Schüler haben betont, dass eine strengere Aufsicht nicht unbedingt restriktiver, sondern vielmehr präsenter und aufmerksamer sein sollte. Sie schlagen vor, technologische Lösungen wie Kameras und eventuell Fingerabdrucksysteme an sensiblen Orten wie Toiletten zu erwägen. Dies dient nicht nur der Sicherheit, sondern auch der Prävention unerwünschter Vorfälle. Sollten solche Massnahmen aus praktischen oder datenschutzrechtlichen Gründen nicht umsetzbar sein, empfehlen sie, die potenzielle Einführung solcher Systeme dennoch zu kommunizieren. Ein kleiner Scherz unter ihnen ist, dass schon der Glaube an die Existenz dieser Massnahmen abschreckend wirken könnte.
Ich stelle mir dir Frage, was drücken die Jugendlichen aus mit diesem Verhalten?
Für mich ist das ein Zeichen dafür, dass sie sich nicht mit ihrer Schule identifizieren. Sie scheinen es nicht als Privileg zu empfinden, die Möglichkeit zu haben, in einem modernen, gut ausgestatteten Schulhaus lernen zu können und soziale Kontakte zu pflegen.
Wie könnten die Erwachsenen darauf reagieren?
Diese Toilettensituation würde ich in einen grösseren Zusammenhang stellen und die Jugendlichen zu Mitverantwortlichen ihres Schulortes machen.
Ich würde eine Projektwoche organisieren und sie durch eine Gruppe von Erwachsenen eröffnen lassen. Lehrpersonen, Eltern und Vertreter aus der Politik sprechen zu den Jugendlichen und motivieren sie, sich Gedanken dazu zu machen, wie sie sich ihre Schule wünschen. Sie würden ihnen aufzeigen, was es gebraucht hat, bis ihr Schulhaus eröffnet werden konnte.
Sie könnten in dieser Projektwoche aus verschiedenen Themen wählen:
– Über andere Schulen auf dieser Welt recherchieren und sich Gedanken zur Bedeutung der Schulbildung machen
– Budgetstudium zu Fragen wie: Was hat das Schulhaus gekostet? Wie lange hat ein/e durchschnittlich/e verdienende/r Steuerzahler/in dafür gearbeitet? Was kostet die Reinigung dafür? etc. …
– Wie wollt ihr das Schulhaus gestalten damit es allen wohl ist ?
– Wie organisieren wir uns, damit das Material sorgfältig behandelt wird?
Das Ziel dieser Woche wäre: Alle Lehrpersonen und Schüler*innen fühlen sich verantwortlich, dass sorgfältig mit dem Material umgegangen wird, ein respektvoller Umgangen gepflegt wird und sich alle wohl fühlen.