Chaos im Klassenzimmer
Es war ein normaler Tag in meiner 2. Klasse. Die Schülerinnen und Schüler arbeiteten ruhig und konzentriert, während die Assistenzperson mit mir im Schulzimmer war. Ich musste für etwa 10 Minuten das Zimmer verlassen, um einige Kopien anzufertigen.
Als ich zurückkam, erwartete mich jedoch eine Szene des Chaos. Zwei Schüler waren aufeinander losgegangen und einer von ihnen hatte den anderen fest am Ohr gepackt, was zu Kratzspuren im Gesicht führte. Ich versuchte mit aller Kraft, die beiden zu trennen, was mir schliesslich gelang.
Die Lektion war zu Ende, aber die Jungs waren immer noch so aufgebracht, dass sie nicht mit sich reden liessen. Es war eine schwierige Situation, und ich fühlte mich hilflos und überfordert. Um die Eltern über den Vorfall zu informieren, schrieb ich beiden eine E-Mail und erklärte genau, was passiert war.
Die Reaktion der Eltern war unterschiedlich. Die einen nahmen es zur Kenntnis, während die anderen in einem sehr vorwurfsvollen Ton antworteten und nicht glauben konnten, dass so etwas in einem Schulzimmer passieren konnte. Sie meinten, dass ich als Lehrperson dafür sorgen müsste.
Ich stehe nun vor der Herausforderung, angemessen auf diesen Vorfall zu reagieren und die Situation zu klären. Ich bitte um Ideen und Ratschläge, wie ich als Lehrperson damit umgehen soll. Wie kann ich den Schülern helfen, ihre Emotionen zu bewältigen und Konflikte auf positive Weise zu lösen? Wie kann ich das Vertrauen der besorgten Eltern wiederherstellen und mit ihnen zusammenarbeiten, um die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten?
Ich bin für jede Unterstützung dankbar, um diese schwierige Situation erfolgreich zu bewältigen.
Freue mich auf eure Kommentare! Liebe Grüsse, Sandra
Liebe Sandra,
ich kann sehr gut nachvollziehen, wie herausfordernd und emotional belastend die Situation in deiner 2. Klasse war. Es erfordert viel Geduld und Stärke, solche Ereignisse nicht persönlich zu nehmen und konstruktiv damit umzugehen.
Es ist ganz normal, starke Gefühle zu haben, wenn solche Vorfälle auftreten. In solchen Momenten ist es wichtig zu bedenken, dass Kinder eine Vielzahl von Emotionen haben, und Wutausbrüche sind nur ein Teil davon. Es ist unsere Aufgabe, ihnen beizubringen, wie sie ihre Emotionen auf positive Weise ausdrücken können. Das bedeutet auch, ihnen zu zeigen, dass sie auch andere Seiten haben, wie die Fähigkeit, Konflikte friedlich zu lösen.
Ein achtsamer und verständnisvoller Umgang mit den Gefühlen der Schülerinnen und Schüler ist entscheidend. Wir können ihnen helfen, indem wir sie ermutigen, über ihre Gefühle zu sprechen und ihnen Werkzeuge an die Hand geben, um mit ihren Emotionen umzugehen. Dies kann in Form von Gesprächen, Rollenspielen oder anderen kreativen Aktivitäten geschehen. Dazu kommen hier im Mitgliederbereich noch viele wunderbare Impulse (Gewaltfreie Kommunikation, Achtsamkeit, Stressmanagement usw)
Was die Reaktion der Eltern betrifft, ist es schwierig, aber auch wichtig, geduldig zu sein. Ein offener Dialog, in dem du ihre Bedenken ernst nimmst und gleichzeitig erklärst, wie du planst, mit der Situation umzugehen, kann das Vertrauen wiederherstellen. Betone, dass die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler für dich oberste Priorität hat und du daran arbeitest, Lösungen zu finden, um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern.
Ich hoffe, diese Gedanken und Ratschläge helfen dir, die schwierige Situation erfolgreich zu bewältigen. Ich sende dir einen ganz lieben Gruss und wünsche dir viel Kraft bei deinem Vorgehen,
Dieser Kommentar stammt von @astrid-pape-westermann-8728 Danke dir Astrid für deine Unterstützung!
Liebe Sandra,
oh ja, so eine Situation ist erst einmal eine herausfordernde Angelegenheit. Was mir direkt in den
Sinn kam, war das "Gehirnmodell" von Dr. Dan Siegel. Kennst du es? Wenn nicht, könnte ich gern in
einem Zoom-Meeting erklären. Es gibt aber auch Youtube-Videos dazu.
Das Modell nutze ich mittlerweile sehr gern in der Präventionsarbeit und nach der Einführung auch in
der Klärungsarbeit, denn es hilft sehr dabei, Zustände wie z.B. die Wut zu verstehen.
Du könntest mit den Kindern noch einmal herausarbeiten, dass jedes Gefühl in Ordnung und
willkommen ist, aber nicht jede Handlung und dass ihr solche heftigen Konflikte in Zukunft erst 15 bis
20 Minuten nach der Situation besprechen werdet, weil sonst alle noch viel zu aufgeregt sind und
deshalb noch keinen guten Zugang zu ihrem "denkenden Gehirn" (Präfrontaler Cortex) haben
können, um gute Lösungen für die Schlichtung zu besprechen.
In der Elternarbeit – zu Beginn eines Schuljahres z.B. – könntest du das Thema "Konflikte" aufgreifen,
um darüber zu informieren, welche Formen der Konfliktklärung du einsetzt und dass Konflikte
unbedingt zur Entwicklung dazugehören, auch wenn sie nicht schön sind und Eltern (manchmal auch
Pädagog*innen) zu gern davor schützen würden.
Herzliche Grüße von Astrid
Liebe Sandra
Danke für die Schilderung der Situation, in welcher du gerade drin bist.
Bestimmt gibt es täglich vergleichbare Situationen in vielen Schulen.
Wichtig finde ich, dass der Fokus nicht auf der Schuld liegt, derer die immer wieder in die Streitereien verwickelt sind.
Gespräche mit der ganzen Klasse, können bewirken, dass sich alle für das Klassenklima verantwortlich fühlen. Denn auch die ruhigen Beobachter leiden oft unter dem Lärm und fühlen sich handlungsunfähig.
Folgende Fragen helfen, die Gemeinschaft zu aktivieren und Lösungen für zukünftige Situationen zu finden:
Was kannst DU machen, wenn dir auffällt, dass jemand unschöne Dinge sagt?
Was kannst DU machen, wenn du siehst, dass jemand durch Gesten oder Grimassen andere provoziert?
Was kannst DU machen, wenn 2 sich streiten?
Was kannst DU machen, wenn du glaubst, dass es jemandem nicht gut geht?
Alle kennen die Kinder / Jugendlichen, welcher schnell wütend werden.
Wie kannst Du sie dabei unterstützen, dass sie friedlich bleiben können?
Die Kinder finden selbst gute Lösungen und sind motiviert, diese Möglichkeiten auszuprobieren. Sie erleben dadurch Selbstwirksamkeit, Zugehörigkeitsgefühl und lernen für die Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen.
Auch die Eltern sollten sich nicht schuldig fühlen müssen, weil ihr Kind impulsiv ist und oft streitet.
Informieren durch Telefon oder Mail. So sind die Eltern informiert und wissen, wie mit der Klasse gearbeitet wird und dass gemeinsam Lösungen umgesetzt werden. Wenn sie eingeladen werden, zusammen zu arbeiten und damit die Fortschritte zu unterstützen, sind sie in der Regel bereit dazu.
Gutes Gelingen …