Die stille Rebellion
In meiner Klasse habe ich ein Mädchen, das kaum auffällt – sie ist leise, zurückhaltend und macht oft den Eindruck, dass sie nicht wirklich da ist. Sie arbeitet im Unterricht nur selten mit und gibt bei schriftlichen Aufgaben häufig leere Blätter ab oder schreibt nur ein paar Wörter hin.
Vergangene Woche ist mir besonders aufgefallen, dass sie während Gruppenarbeiten komplett passiv bleibt. Sie spricht nicht mit den anderen, beteiligt sich nicht und sitzt stattdessen einfach da. Ich habe versucht, sie anzusprechen, und sie gefragt, ob sie Unterstützung braucht, aber sie hat nur mit den Schultern gezuckt und nichts gesagt.
Ich habe das Gefühl, dass sie sich immer weiter zurückzieht. Gleichzeitig merke ich, dass die anderen Kinder zunehmend ungeduldig mit ihr werden und sie teilweise ignorieren oder über sie hinweg entscheiden. In der letzten Stunde hörte ich, wie ein Kind sagte: „Mit ihr kann man sowieso nichts anfangen.“
Ich weiß nicht, wie ich ihr helfen kann, ohne sie zu sehr unter Druck zu setzen. Ich frage mich auch, wie ich die Klassendynamik so steuern kann, dass sie sich nicht ausgegrenzt fühlt.
Habt ihr Erfahrungen mit ähnlichen Situationen? Wie geht ihr mit stillen, passiven Schüler:innen um, die sich nicht öffnen wollen? Und wie kann ich verhindern, dass sie von der Klasse abgehängt wird?
In einer solchen Situation ist es wichtig, behutsam vorzugehen, um das Mädchen nicht weiter unter Druck zu setzen, gleichzeitig aber auch die Klassengemeinschaft zu stärken. Hier sind einige Ansätze, die du ausprobieren kannst:
1. Beziehung aufbauen
Der Schlüssel liegt darin, das Vertrauen des Mädchens zu gewinnen. Das geht oft über kleine, alltägliche Gesten:
2. Kleine Schritte statt grosse Forderungen
Ein Mädchen, das sich zurückzieht, kann sich nicht sofort öffnen. Unterstütze sie dabei, Schritt für Schritt aktiver zu werden:
3. Die Klassendynamik beeinflussen
Es ist wichtig, dass die Klasse lernt, Rücksicht zu nehmen, ohne sie zu stigmatisieren:
4. Beobachten und dranbleiben
Manchmal steckt mehr hinter dem Verhalten, als man im Unterricht sieht. Halte Kontakt zu den Eltern und tausche dich mit ihnen aus, um mögliche Ursachen zu verstehen. Gleichzeitig:
Vergiss nicht: Du kannst ihr den Raum und die Möglichkeiten bieten, sich einzubringen, aber du bist nicht allein verantwortlich dafür, dass sie es tut. Dein Einfühlungsvermögen und deine Geduld sind bereits ein grosser Schritt, um sie zu unterstützen. Es braucht Zeit – und das ist völlig in Ordnung.